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Titel November 2004.

Mathematik-Lexikon; Spektrum Akademischer Verlag; ISBN 3-8274-0535-1.

Inhalt:

Lexikon mit Stichworteinträgen, sowie eingearbeiteten, einzelnen Essays. Fünf Bände, mit Registerband. Der Registerband
enthält auch alle Stichworte, für die kein Haupteintrag existiert, die jedoch in den Texten vorkommen, mit entsprechenden
Querverweisen. Die Essays sind kurze Abrisse zu einzelnen Stichworten, die über die übliche Definition und Erklärung eines
gewöhnlichen Schlagworteintrags hinausgehen. Als Auswahl von insgesamt 111 Essays seien genannt: Algebra, Beweisme-
thoden, Faktorenanalyse, Der Goldene Schnitt, Humor in der Mathematik, Invariante Maße auf Julia-Mengen, Die Polnische
Schule der Funktionalanalysis, Stringtheorie, Technomathematik, Zufällige Graphen. Im Text sind auch Fotos von einzelnen,
mit Lebensdaten und Forschungsleistungen aufgeführten Mathematikern eingearbeitet.

Kurzreferenz:

Zunächst fällt die sehr gediegene Ausstattung des Werkes auf. Bei der Erstellung des Werkes hat die Redaktion zunächst hier-
archische Stichwortlisten erstellt, die dann einzelnen Teilgebieten zugeordnet wurden. Die Einzelstichwörter wurden dann ge-
wichtet, und damit Umfang und Tiefe der damit verbundenen Beiträge festgelegt.Genau diese Gewichtung erscheint ziemlich
eigenwillig, und gelegentlich kaum nachvollziehbar. So wird dem Stichwort 'Caratheodory-Koebe-Theorie' ein eigener Essay
mit zwei Seiten, d.h. vier Spalten Länge gewidmet. Daneben gibt es unmittelbar vor Beginn dieses Essays einen Eintrag zum
Stichwort Caratheodory-Koebe-Algorithmus', mit immerhin einer halben Spalte Länge, in dem auf den Essay verwiesen wird.
In dem Essay selbst, wird jedoch der Caratheodory-Koebe-Algorithmus - mit anderen Worten zwar, aber dennoch erneut
erklärt. Die wichtigste, und einzig erwähnte Anwendung ist aber eine Beweisvariante des Riemannschen Abbildungssatzes, für
den jedoch ein eigener Eintrag existiert. Hingegen fehlt das Stichwort Chirurgie (Surgery), eine wichtige Methode zur Konstruk-
tion von Mannigfaltigkeiten mit vorgegebenen topologischen Eigenschaften, völlig.

Für Lazare Nicolas Marguerite Carnot, den Vater des viel bekannteren Sadi Carnot, existiert immerhin ein Eintrag von einer
halben Spalte Länge, in der vor allem seine Militärlaufbahn beschrieben wird. Für seinen Sohn, der wohl dabei erwähnt wird,
existiert kein eigener Eintrag, wohl aber Einträge zu den Stichworten 'Carnotsche Wärmekraftmaschine' und 'Carnotscher
Kreisprozeß'. Der erstere allerdings mit einem bloßen Verweis auf den zweiten, in dem das Stichwort im Text selbst aber auch
vorkommt. Man frägt sich daher, warum man sich nicht damit begnügt hat, diesen Verweis nur im Registerband aufzuführen,
zu dessen Zweck er ja da sein soll. Zum Stichwort 'Nevanlinna-Theorie' findet man hingegen einen 9 Seiten, d.h. 18 Spalten
langen Essay. Man hat daher insgesamt den Eindruck, daß sich die Redakteure mit der im Umschlag des ersten Bandes be-
schriebenen Aufgabe, gewichtete Stichworthierarchien zusammen mit einer Verweisstruktur zu erstellen, selbst etwas überfor-
dert haben.

Zielgruppe:

Mathematiker, Lehrer, Studenten. Dieses Werk wird zur Zeit (Stand November 2004) zum Sonderpreis von 199,- Euro ange-
boten. Dies erscheint im Gegensatz zum ursprünglichen Preis von 869,- Euro als angemessen.

Lesbarkeit:

Das Lexikon ist für einen Mathematiker sehr gut, für einen Studenten im mittleren Semester einigermaßen lesbar. Dies liegt je-
doch keinesfalls am Stil, sondern in der Tiefe der einzelnen Beiträge. Trotz der oben beschriebenen, eigenwilligen Gewich-
tung der Einträge, ist das Lexikon bestens zum Schmökern und Stöbern geeignet. Man nehme sich einen beliebigen Band he-
raus, setze sich in einen gemütlichen Sessel, schlage irgend eine Seite auf, und ehe man sich's versieht, sind ein paar Stunden
höchst lehrreichen und interessanten Lesens vergangen.